vorraussetzungen
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| vorraussetzungen [2016/09/11 12:32] – angelegt andreasweingarten | vorraussetzungen [2016/09/11 18:08] (aktuell) – andreasweingarten | ||
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| - | Voraussetzungen für erfolgreiche Ausbildung | + | ==== Voraussetzungen für erfolgreiche Ausbildung |
| Neben den persönlichen Fähigkeiten und den Fähigkeiten des Pferdes spielen für den Erfolg der Ausbildung – gleich bei welchem Stand der Lektionen man sich befindet – noch weitere Faktoren eine erhebliche Rolle: | Neben den persönlichen Fähigkeiten und den Fähigkeiten des Pferdes spielen für den Erfolg der Ausbildung – gleich bei welchem Stand der Lektionen man sich befindet – noch weitere Faktoren eine erhebliche Rolle: | ||
| - | Die Tagesform des Menschen | + | * Die Tagesform des Menschen |
| - | Die Tagesform des Pferdes | + | |
| - | Die räumliche Situation | + | |
| - | Die Hilfsmittel | + | |
| - | Die Tagesform des Menschen | + | == Die Tagesform des Menschen |
| - | Als Lehrer (gleichzeitig sind wir ja immer auch Schüler) sollte man sich den Luxus ungezügelter Emotionen beim Pferd nicht leisten. Dies trifft natürlich besonders bei negativen Gefühlen zu, da hier die Auswirkungen besonders klar zu bemerken sein werden. Ob Frustration, | + | |
| - | Gar nicht verschwendet ist die Zeit, wenn man in so einer Gemütsverfassung keine neuen Ziele mit dem Pferd ansteuert, sondern etwas macht, was dem Pferd gefällt – zum Beispiel grasen, dösen, bei der Herde stehen, putzen, füttern. Einfach mal nur dabei sein, keine Aktivität zeigen ist auch Bildung – nämlich Vertrauensbildung und ganz nebenbei wird sich die eigene Verfassung ändern, in aller Regel positiv. | + | Als Lehrer (gleichzeitig sind wir ja immer auch Schüler) sollte man sich den Luxus ungezügelter Emotionen beim Pferd nicht leisten. Dies trifft natürlich besonders bei negativen Gefühlen zu, da hier die Auswirkungen besonders klar zu bemerken sein werden. Ob Frustration, |
| - | Neben unserer psychischen Verfassung ist auch die physische Verfassung wichtig. Da es bei der Ausbildung von Pferden oft auf Voraussicht, | + | Gar nicht verschwendet ist die Zeit, wenn man in so einer Gemütsverfassung keine neuen Ziele mit dem Pferd ansteuert, sondern etwas macht, was dem Pferd gefällt – zum Beispiel |
| + | Neben unserer psychischen Verfassung ist auch die physische Verfassung wichtig. Da es bei der Ausbildung von Pferden oft auf Voraussicht, | ||
| Wir sollten entspannt, gut gelaunt und fit mit dem Pferd arbeiten. Mit passender Kleidung und unter den nötigen Sicherheitsaspekten (bei jungen oder unbekannten Pferden immer mindestens mit Handschuhen, | Wir sollten entspannt, gut gelaunt und fit mit dem Pferd arbeiten. Mit passender Kleidung und unter den nötigen Sicherheitsaspekten (bei jungen oder unbekannten Pferden immer mindestens mit Handschuhen, | ||
| - | Die Tagesform des Pferdes | + | == Die Tagesform des Pferdes |
| Das ein Pferd auch Stimmungen hat ist kein Geheimnis. Wohl aber ist bei vielen Menschen noch nicht angekommen, dass zu einer guten Ausbildungseinheit auch ein gut aufgelegter Schüler gehört. Ist das Pferd krank, besonders unruhig, ängstlicher als gewöhnlich oder einfach irgendwie anders, gilt es, zuerst diesen Zustand zu klären. Am besten klappt das auf dem Putzplatz, den wir als eine Routine (hierzu mehr an anderer Stelle) jeder Ausbildung voranstellen. Beim Putzen lässt sich prüfen ob der vierbeinige Partner krank ist, Verletzungen aufweist, evtl. rossig ist (ja, nur bei Stuten) oder anderweitig in seiner Stimmung oder körperlichen Leistungsbereitschaft eingeschränkt ist. Manchen Pferden hilft natürlich die Beschäftigung über ein Stimmungstief hinweg, bei manchen ist die Konzentration dahin. Dann sollte man eine einfache Übung ansetzen oder etwas tun, was das Pferd gut kann. Einfach mit mehr Druck arbeiten ist kein guter Weg und stellt die Partnerschaft offen in Frage. Das Vertrauen des Pferdes wieder zu erlangen ist dann nicht immer einfach. Einfach ist auch nicht, hier seinen aktuellen Plan umzuschmeißen und etwas Anderes zu tun. Aber Flexibilität ist eine Voraussetzung für gute Lehrkräfte… | Das ein Pferd auch Stimmungen hat ist kein Geheimnis. Wohl aber ist bei vielen Menschen noch nicht angekommen, dass zu einer guten Ausbildungseinheit auch ein gut aufgelegter Schüler gehört. Ist das Pferd krank, besonders unruhig, ängstlicher als gewöhnlich oder einfach irgendwie anders, gilt es, zuerst diesen Zustand zu klären. Am besten klappt das auf dem Putzplatz, den wir als eine Routine (hierzu mehr an anderer Stelle) jeder Ausbildung voranstellen. Beim Putzen lässt sich prüfen ob der vierbeinige Partner krank ist, Verletzungen aufweist, evtl. rossig ist (ja, nur bei Stuten) oder anderweitig in seiner Stimmung oder körperlichen Leistungsbereitschaft eingeschränkt ist. Manchen Pferden hilft natürlich die Beschäftigung über ein Stimmungstief hinweg, bei manchen ist die Konzentration dahin. Dann sollte man eine einfache Übung ansetzen oder etwas tun, was das Pferd gut kann. Einfach mit mehr Druck arbeiten ist kein guter Weg und stellt die Partnerschaft offen in Frage. Das Vertrauen des Pferdes wieder zu erlangen ist dann nicht immer einfach. Einfach ist auch nicht, hier seinen aktuellen Plan umzuschmeißen und etwas Anderes zu tun. Aber Flexibilität ist eine Voraussetzung für gute Lehrkräfte… | ||
| Aufhören ist übrigens auch immer eine Option. Dazu aber bitte beachten, dass dies von beiden Seiten gelernt werden muss: | Aufhören ist übrigens auch immer eine Option. Dazu aber bitte beachten, dass dies von beiden Seiten gelernt werden muss: | ||
| Der Mensch muss lernen, aufzuhören (und dies ohne Groll) und um zu planen. | Der Mensch muss lernen, aufzuhören (und dies ohne Groll) und um zu planen. | ||
| Das Pferd sollte nicht lernen, einfach aufzuhören | Das Pferd sollte nicht lernen, einfach aufzuhören | ||
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| + | Die Lernfähigkeit eines Pferdes ist nicht grundsätzlich das Ergebnis ererbter Fähigkeiten (deren Anteil ist noch nicht endgültig erforscht). Ob eine ganze Pferderasse intelligent ist oder nur ein einzelnes Pferd, sei völlig dahingestellt. Ich kenne niemanden, der bewusst ein intelligentes Pferd gekauft hat und dies (wie bei einem Springpferd z. B.) mit einem Test (Intelligenztest) nachweisen ließ. Dies spielt, nach dem Erwerb eines Pferdes, eh keine Rolle mehr, denn das Pferd ist dann, wie es ist.\\ | ||
| + | Bei den meisten Menschen sind Emotionen und Wünsche, innere Bilder und Träume beim Pferdekauf eh weitaus bestimmender, | ||
| + | Das Lernen wird beim Pferd stark von gemachten Erfahrungen beeinflusst. Die Tiere sind sensibel und mit einem guten Gedächtnis ausgestattet. Wir müssen uns also stets in Erinnerung rufen, was bisher passierte und die Reflexe des Pferdes, seine Angebote (Trials) und Bemühungen darauf hin bewerten. Auch durch die beste Ausbildung kann man den Instinkt des Tieres nicht grundlegend geändert, sondern bestenfalls in gewünschte Bahnen lenken.\\ | ||
| + | Ach ja: die Konzentration des Pferdes sollte nicht durch eigene Ablenkung gestört werden. Telefonieren während der Ausbildung, Gespräche mit anderen als dem jeweiligen Schüler sind ein absolutes „NoGo“. Man schenkt sich Aufmerksamkeit – ein Gebot der Höflichkeit. Die fordere ich während der Arbeit übrigens auch vom Pferd! | ||
| - | Die Lernfähigkeit eines Pferdes ist nicht das Ergebnis ererbter Fähigkeiten (deren Anteil ist noch nicht endgültig erforscht). Ob eine Pferderasse intelligent ist oder ein einzelnes Pferd, sei völlig dahingestellt. Ich kenne niemanden, der bewusst ein intelligentes Pferd gekauft hat und dies (wie bei einem Freispringen z. B.) mit einem Intelligenztest nachweisen ließ. Dies spielt, nach dem Erwerb eines Pferdes, eh keine Rolle mehr, denn das Pferd ist dann, wie es ist. Bei den meisten Menschen sind Emotionen und Wünsche, innere Bilder und Träume weitaus bestimmender, | + | {{ :schule-.jpg |}} |
| - | Das Lernen wird beim Pferd stark von gemachten Erfahrungen beeinflusst. Die Tiere sind sensibel und mit einem guten Gedächtnis ausgestattet. Wir müssen uns also stets in Erinnerung rufen, was bisher passierte und die Reflexe des Pferdes, seine Angebote (Trials) und Bemühungen darauf hin bewerten. Auch durch die beste Ausbildung kann man den Instinkt des Tieres nicht grundlegend geändert, sondern bestenfalls in gewünschte Bahnen lenken. | + | == Die räumliche Situation |
| - | Ach ja: die Konzentration des Pferdes sollte nicht durch eigene Ablenkung gestört werden. Telefonieren während der Ausbildung, Gespräche mit anderen als dem jeweiligen Schüler sind ein absolutes „NoGo“. Man schenkt sich Aufmerksamkeit – ein Gebot der Höflichkeit. Die fordere ich übrigens auch vom Pferd. | + | |
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| - | Die räumliche Situation | + | |
| - | Zum Lernen muss das Pferd gelassen sein um etwas zu lernen. Die Losgelassenheit kommt auch in der Grundausbildung der FN Richtlinien vor (Siehe Skala: http:// | + | |
| - | Also schaffe für Dich und Dein Pferd ein „Klassenzimmer“ für die Ausbildung. Das kann für das Fohlen-ABC der Putzplatz sein, das kann für die Bodenarbeit der Longier Zirkel oder der Reitplatz sein, das kann für Führübungen aber auch ein kleiner Feldweg sein. Wo das Pferd und der Mensch sich wohlfühlen und sicher und ungestört arbeiten können, ist es richtig. Das „Klassenzimmer“ sollte in jedem Fall dem Pferd in einer (oder mehreren) Ausbildungseinheit nahe gebracht und positiv verknüpft werden (dazu an anderer Stelle mehr). | + | |
| - | Der Paddock, die Weide oder die Box des Pferdes sind bei uns in aller Regel frei von Ausbildung. Das ist „Pferdeland“! Einzige Ausnahme ist hier das Halftern (geübt wird das aber zuerst in einem „Klassenzimmer“ ohne fremde Pferde), und das Benehmen „bei Fuß“, wenn das Pferd geholt wird (auch das nur vertiefend im Paddockbereich). Füttern oder das „Ausbilden“ (Zurechtweisen, | + | |
| - | Wir versuchen soweit es geht, das Pferd nicht schon im Vorfeld zu strapazieren. Wir richten also alles nötige Material zum Putzen, Transportieren, | + | |
| + | Zum Lernen muss das Pferd gelassen sein. Die Gelassenheit ist für mich Bedingung der Losgelassenheut, | ||
| + | Also schaffe für Dich und Dein Pferd ein „Klassenzimmer“ für die Ausbildung. Das kann für das Fohlen-ABC der Putzplatz sein, das kann für die Bodenarbeit der Longierzirkel oder der Reitplatz sein, das kann für Führübungen aber auch ein kleiner Feldweg sein. Wo das Pferd und der Mensch sich wohlfühlen und sicher und ungestört arbeiten können, ist es richtig.\\ Das „Klassenzimmer“ sollte in jedem Fall dem Pferd in einer (oder mehreren) Ausbildungseinheit nahe gebracht und positiv verknüpft werden (dazu an anderer Stelle mehr).\\ | ||
| + | Der Paddock, die Weide und die Box des Pferdes sind bei uns in aller Regel frei von Ausbildung. Das ist „Pferdeland“! Einzige Ausnahme ist hier das Halftern (geübt wird das aber zuerst in einem „Klassenzimmer“ ohne fremde Pferde), und das Benehmen „bei Fuß“, wenn das Pferd geholt wird (auch das nur vertiefend im Paddockbereich). Füttern oder das „Ausbilden“ (Zurechtweisen, | ||
| + | Wir versuchen, soweit es geht, das Pferd nicht schon im Vorfeld zu strapazieren. Wir richten also alles nötige Material zum Putzen, Transportieren, | ||
| + | Das macht man fairerweise vorher und es ist ein Akt des Anstands, seinen Partner nicht über Gebühr warten zu lassen, oder? | ||
| - | Die Hilfsmittel | + | == Die Hilfsmittel |
| - | Gerade beschrieben, | + | |
| - | Was Hilfsmittel sind? Bei der Ausbildung ist alles erlaubt und auch alles nötig, was irgendwie mit dem Pferd zu tun hat. Das ist ja das Ziel, das unser Pferd am Ende des Ausbildungsabschnittes alle Gegenstände kennt, mit ihnen vertraut ist und den Einsatz gelassen und möglichst erfolgreich absolviert. Das kann das Halfter sein, Strick, Anbindestange, | + | |
| - | Was wir nicht benötigen sind Hilfszügel und ähnliches. Die sind den wirklichen Notfällen im Einsatz mit absoluten Profis der Einschätzung und Einsetzung vorbehalten. Wenn diese Art von Mitteln zum Einsatz kommen, hat man meist ein größeres Problem und sollte seinen Plan revidieren und Hilfe holen (was im Übrigen keine Schande ist, sondern von gewisser Größe zeugt!). | + | |
| + | Gerade beschrieben, | ||
| + | Was Hilfsmittel sind? Bei der Ausbildung ist alles erlaubt und auch alles nötig, was irgendwie mit dem Pferd zu tun hat. Das ist ja das Ziel, das unser Pferd am Ende des Ausbildungsabschnittes alle Gegenstände kennt, mit ihnen vertraut ist und den Einsatz gelassen und möglichst erfolgreich absolviert.\\ Das kann das Halfter sein, Strick, Anbindestange, | ||
| + | Was wir nicht benötigen sind Hilfszügel und ähnliches. Die sind den wirklichen Notfällen im Einsatz mit absoluten Profis der Einschätzung und Einsetzung vorbehalten. Wenn diese Art von Mitteln zum Einsatz kommen, hat man meist ein größeres Problem und sollte seinen Plan revidieren und Hilfe holen!\\ Was im Übrigen keine Schande ist, sondern von gewisser Größe zeugt! | ||
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